Es ist für mich immer etwas Besonderes, wenn ich Geschichten über eine Gegend veröffentlichen darf, die mir persönlich lieb und teuer ist. Saskatchewan gehört dazu. Die Provinz in der Mitte Kanadas ist das touristische Stiefkind des Riesenlandes.
Alle fahren nur durch oder fliegen drüber hinweg. Wohl, weil die Provinz leer und flach ist und deshalb als langweilig gilt. Selbst Kanadier empfehlen, nachts hier durchzufahren, weil man dann mehr sieht ..
Doch was die einen abtörnt, lockt andere an. Ich gehöre, wie Ihr wisst, zu Letzteren. Gerade mal eine Million Menschen auf 650.000 Quadratkilometern: Man könnte auch sagen, dass dies die meisten Highway-Kilometer pro Kopf der Bevölkerung in Nordamerika ergibt. Reisende auf der Suche nach Elchen und Grizzly-Bären mag die Aussicht auf ereignislose Autofahrten bis zum Horizont abschrecken. Für Jäger unbekannter Destinationen hingegen ist es die Formel für stressfreies Entdecken, und zwar an Bord amerikanischer Mietkarossen, Kaffeehalter und lustvoll verstellbaren Fahrersitz inklusive.
Feeling Saskatchewan
Der Trans Canada Highway gibt ihnen den ersten Vorgeschmack. Von der Hauptstadt Regina strebt er zunächst so gerade nach Westen, dass man die Hände eine knappe Stunde lang vom Steuer nehmen könnte. Country Music auf allen Kanälen, Shania Twain, Paul Brandt, und aus Newfoundland die unverwüstlichen Great Big Sea. Keine rasenden Idioten im Rückspiegel, keine Sonntagsfahrer vor der Haube. Man lehnt sich zurück und genießt, unterstützt von sechs Zylindern und 200 PS, das sanfte Gleiten. Am Horizont: der weite Himmel, „the big sky“, und die Erdkrümmung, die sonst nur vom Schiff aus zu sehen ist und die schon den alten Griechen bedeutete, dass die Erde rund ist. Der einzige Anhaltspunkt für das haltlos umherwandernde Auge ist der Trans Canada Highway. Der kommt vom Atlantik und spult sich ab bis zum Pazifik. Allein in Saskatchewan ist er 700 Kilometer lang.
Grasslands National Park, ein Meer aus Gras
Mein ganz persönliches Highlight in Saskatchewan ist der Grasslands National Park ganz im Süden. Was für ein Gefühl, im hüfthohen Grasland zu stehen, die Hände über die Ähren streichen zu lassen, wie Kevin Costner in „Der mit dem Wolf tanzt“ und Wind im Gesicht zu spüren! Welch Genuss, frühmorgens dieser Wildnis zu lauschen (tolle Hörproben hier!) .. Vielleicht ganz gut, dass der Park keine Grizzlies vorweisen kann und im Übrigen auch weit entfernt von den Zentren liegt. Man tritt sich nicht gegenseitig auf die Füße. Mir sind sogar Besucher begegnet, die mürrisch reagierten, als sie mir begegneten. Und sich abends auf dem Campingplatz dafür entschuldigten. Weil sie sich daran gewöhnt hatten, Saskatchewan ganz für sich allein zu haben ..
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Schmökern. Hier nun der Artikel „Meer aus Gras“!
Kanada Magazin, 1/2014
Weitere Informationen online unter:
Kanada Magazin: www.kanadamagazin.com
Tourism Saskatchewan: www.tourismsaskatchewan.com/lang/german.htm
Fotos: Tourism Saskatchewan