Deutsche Kriegsgefangene in Kanada: Spurensuche im Neys Provincial Park (Ont.)

Unterwegs am Lake Superior stieß ich zwischen Marathon und Terrace Bay auf ein interessantes Kapitel deutsch-kanadischer Geschichte. Wo heute Wohnmobilcrews an schönen Sandstränden ein paar Tage vom Trans Canada Highway pausieren, befand sich während des Zweiten Weltkriegs ein Lager für deutsche Kriegsgefangene.

Ich hatte das Glück, dort Neil Hillis zu treffen. Der junge Parkranger hatte gerade seine Abschlussarbeit zu diesem Thema geschrieben und führte mich gern zu den Resten des Lagers. In den fünf Jahren seines Bestehens verwahrte Camp  Neys 100 zwischen 4-600 deutsche Landser und Offiziere. Verglichen mit dem Schicksal deutscher Kriegsgefangener in Russland, ging es den deutschen “Prisoners of War” in Neys relativ gut. Während wir durch den Wald streiften und Mauerreste, Fundamente von Wassertürmen und sogar ein Ventilrad in Augenschein nahmen, erzählte Neil vom Alltag der Deutschen. Von Veteranen der kanadischen Armee bewacht und hinter mehreren Reihen hoher Stacheldrahtzäune verwahrt, durften sie bei guter Führung die kanadischen Holzfällertrupps in den Busch begleiten. Denn Fluchtversuche waren sinnlos. Wohin hätten sie auch fliehen sollen? Wer es dennoch versuchte, tauchte nach ein paar Tagen halb verhungert und von Mückenstichen übersät wieder im Camp auf. Erst nach dem Krieg, als die Gefangenen wussten, dass sie nach Deutschland zurückgeschickt werden sollten, nahm die Zahl der Ausbruchsversuche rapide zu. Weil sie für sich keine Zukunft im zerbombten Deutschland sahen .

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Autor: Ole Helmhausen

Ole Helmhausen ist freiberuflicher Reisejournalist, Autor, Fotograf, Blogger und VJ und bereist seit 20 Jahren im Auftrag deutschsprachiger Zeitungen, Magazine und Verlage die USA und Kanada. Er lebt in Montréal (Kanada). Sie finden ihn auch auf: Facebook, Google+ und Twitter.

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